Das mehr als 50 Jahre alte Heizkraftwerk Marzahn wird in den kommenden Jahren weiter modernisiert. Die Vattenfall Wärme Berlin AG wird einen Wärmespeicher einbauen und das Kraftwerk im Jahr 2036 mit einer Power-to-Heat-Anlage erweitern. Zusätzlich soll es in Zukunft mit bis zu 30 % Wasserstoff betrieben werden.
Dies ergab eine Anfrage des SPD-Abgeordneten aus Marzahn-Hellersdorf, Jan Lehmann.
Power-to-Heat-Anlagen: Wärme aus erneuerbarem Strom
Zunehmend mehr des deutschen Stroms wird durch Windkraftanlagen und große Solaranlagen produziert. Gleichzeitig wird in Berlin jedoch nur zu einem kleinen Teil elektrisch geheizt (https://jan-lehmann.de/2022/02/22/heizt-berlin-nachhaltiger/). Um in großer Menge, und damit mit hoher Effektivität, Strom in Wärme umzuwandeln, braucht es sogenannte Power-to-Heat-Anlagen (P2H). Diese können über das Fernwärme-Netz Wohnungen klimaneutral wärmen.
Das Vattenfall Wärme Berlin AG betreibt bereits mehrere solcher Anlagen in Berlin.
Für das Jahr 2036 ist eine solche Power-to-Heat-Anlage auch am Standort Marzahn geplant. Zuerst werden entsprechende Anlagen an anderen Standorten in Berlin gebaut, bei denen mit einer stärkeren Klimaschutzwirkung und Effizienz gerechnet wird. Ein gleichzeitiger Ausbau aller Anlagen wird durch die Kapazitäten des Transportnetzes verhindert, denn das Transportnetz wird erst in den nächsten Jahren genug ausgebaut sein, um eine verlässliche Versorgung durch eine große Anzahl P2H-Anlagen sicherzustellen.
Wärmespeicher sind Grundlage für Wärmewende
Um auch in Zeiten das Heizen zu ermöglichen, in denen keine Sonne scheint und der Wind nicht weht, sind Wärmespeicher notwendig. Sie können die erzeugte Wärme effizient speichern. Derzeit aber gibt es am Heizkraftwerk Marzahn keinen solchen Wärmespeicher. Momentan betreibt die Vattenfall Wärme Berlin AG am Standort Reuter West einen Wärmespeicher in Kombination mit einer P2H-Anlage, um aus überschüssigen erneuerbaren Strom Wärme zu produzieren und zu speichern. Die Erfahrungen aus dem Betrieb der Anlagen in der Siemensstadt sollen später genutzt werden, um in den kommenden Jahren auch in Marzahn einen entsprechenden Wärmespeicher zu errichten.
Wasserstoff-Ausbau benötigt Fördergelder
Noch produziert das Heizkraftwerk Marzahn Wärme und Strom aus der Verbrennung von Erdgas. Auch wenn Gas aus Klimaschutzsicht vielen anderen fossilen Energieträgern vorzuziehen ist, sind nicht nur die aktuellen Probleme mit der Gasversorgung ein Grund, auf lange Sicht weniger Gas zu verwenden. Auch die durch die Gasverbrennung entstehenden Treibhausgase sprechen für eine Abkehr vom Gas.
Als das Kraftwerk Marzahn geplant und gebaut wurde, gab es noch keine Technologie, die eine sichere und verlässliche Wärmeerzeugung mit Gas und Wasserstoff zugleich ermöglicht. Dem Betreiber zufolge ist es möglich, das Heizkraftwerk Marzahn in Zukunft so umzubauen, dass eine Beimischung von mindestens 30 % Wasserstoff zum Gasgemisch möglich sein wird. Ursprünglich sollte die Erforschung und Umbau dieser Möglichkeit im Rahmen des Projektes „H2@Marzahn – H2-Baustein Dekarbonisierung Fernwärme“ erfolgen. Die dafür benötigte und beantrage Förderung durch den Bund wurde jedoch kürzlich abgelehnt. Laut Vattenfall Wärme wären aber Fördermittel in „erheblicher Höhe“ notwendig. Neben der Beantragung von EU-Mittel im Rahmen des Wasserstoff-Förderprogramms als „Important Projects of Common Europe Interest (IPCEI)” befindet sich der Senat im Austausch im Wasserstoff-Akteursnetzwerk H2Berlin. In diesem Netzwerk wird über die Realisierung von Wasserstoff-Leuchtturm-Projekten beraten. Möglich, dass davon auch das Heizkraftwerk Marzahn profitieren kann.
Lehmann dazu: „Der Umbau unserer Wärmeversorgung ist ein wichtiger Baustein in Berlins Kampf gegen den Klimawandel. Der Senat muss in enger Zusammenarbeit mit den Kraftwerks- und Netzbetreibern weitere Power-to-Heat-Anlagen und Wärmespeicher planen und fördern und zudem die großen Chancen der Wasserstoff-Nutzung ergreifen. Ich erwarte vom Senat, dass er da, wo der Bund ausfällt, in der Förderung einspringt. Dies wird sich mit Sicherheit für Berlin rechnen.“
Malte Höpfner, Bezirksverordneter aus Marzahn-Hellersdorf: „Die Planung, Umbauten und Errichtung von Wärmeanlagen und -Netze sind enorm aufwendig. Die Zeit bis zur gesetzlich festgeschriebenen Klimaneutralität 2045 in Berlin ist kurz. Wasserstoff ist dabei eine notwendige Zukunftstechnologie. Wir brauchen speicherfähigen Wasserstoff und Power-to-Heat-Anlagen, um die Versorgungssicherheit in Berlin auch in der Zukunft zu gewährleisten.“