Immer häufiger kommt es in den Berliner Lokalnachrichten zu Meldungen über illegale Autorennen auf Berlins Straßen. Immer wieder werden durch die Rennen auch Passant:innen schwer verletzt oder sogar getötet. Erst im Juni kam eine Fußgängerin wegen eines illegalen Autorennens in Oberschöneweide ums Leben.
Daneben häufen sich auch die Meldungen über Autorennen in der Märkischen Allee in Marzahn-Hellersdorf. Um einen ganzheitlichen Blick auf die Vorfälle und die Entwicklungen in den letzten Jahren zu werfen, habe ich den Senat im Rahmen meiner schriftlichen Anfrage um eine Zusammenstellung der Zahlen zu illegalen Straßenrennen in Berlin gebeten.
2024: neuer Höchststand an polizeilich registrierten illegalen Kraftfahrzeugrennen
Jan Lehmann, Abgeordneter aus Marzahn-Hellersdorf: „Die vom Senat vorgelegten Daten zeigen, dass illegale Kraftfahrzeugrennen weiterhin ein massives Problem in Berlin sind. 2024 wurde mit 621 Fällen ein neuer Höchststand an polizeilich registrierten verbotenen Kraftfahrzeugrennen erreicht – eine Entwicklung, die wir so nicht hinnehmen dürfen!“
Immer mehr Verletzte und Getötete bei illegalen Straßenrennen
Auch bei der Amtsanwaltschaft Berlin wurden in der Sonderabteilung für verbotene Fahrzeugrennen im Jahr 2024 mit 923 Verfahren so viele Verfahren wie nie zuvor eingeleitet. Mit der steigenden Anzahl an Autorennen nehmen auch die Fälle zu, in denen es zu Verletzten und sogar Getöteten kommt. 2024 kam es dabei zu über 60 Unfällen mit Personenschaden, darunter vier mit Getöteten sowie 24 mit Schwerverletzten und weiteren 38 mit Leichtverletzten. „Vergleicht man die Zahlen der Personenschäden aus 2024 mit denen aus 2021, hat sich die Anzahl an Unfällen mit Verletzten und Getöteten zum Teil mehr als verdoppelt. Die Zahlen stehen für zerstörte Leben und Familien, die nie wieder so sein werden wie zuvor, und jeder dieser Fälle ist einer zu viel. Umso mehr kommt es darauf an, präventiv an den Ursachen anzusetzen und zugleich rücksichtsloses Verhalten der Raser:innen spürbar zu sanktionieren!“, so Lehmann.
Täterprofil gut bekannt – Anzahl an beteiligten Motorrädern verdoppelt
Die Täterprofile zeigen, dass in diesem Zusammenhang zielgenaue Maßnahmen benötigt werden. Das Durchschnittsalter der Raser:innen liegt in den Jahren 2021–2024 nach Angaben des Senats zwischen 27 und 28 Jahren, über die Jahre hinweg sind mehr als 80 % der Raser:innen männlich. Dabei sind in fast 90 % der Fälle Personenkraftwagen an den Straßenrennen beteiligt, in den übrigen Fällen sind es überwiegend Motorräder – wobei sich die Anzahl an beteiligten Motorrädern 2024 im Vergleich zu den Vorjahren zahlenmäßig verdoppelt hat.
Mehr als ein Drittel der Tatverdächtigen aus dem Gesamtzeitraum 2021 bis 2024 war bereits strafrechtlich vorbelastet, bei weiteren 701 Tatverdächtigen wurden zuvor bereits Verfahren mit verkehrsrechtlichen Bezügen geführt.
Jan Lehmann hierzu: „Wenn wir das Täterprofil so genau kennen, müssen wir dieses Wissen auch konsequent nutzen. Wer beispielsweise früh wegen verkehrsrechtlicher Delikte auffällt, darf nicht einfach weitermachen und Menschenleben gefährden. Hier könnten verpflichtende Nachschulungen oder Sensibilisierungsworkshops als Auflagen für Verfahrenseinstellungen oder im Rahmen von Verurteilungen wirken. Doch ebenso den wachsenden Anteil von beteiligten Motorrädern sehe ich kritisch – auch diese Szene sollte gezielt adressiert und in mögliche Präventionsprogramme eingebunden werden.“
Sensibilisierungsmaßnahmen und konsequente Geschwindigkeitsmessungen erforderlich
Auch Schwerpunktkontrollen oder nächtliche Geschwindigkeitsmessungen können helfen, die Anzahl illegaler Kraftfahrzeugrennen zu reduzieren. „Als Abgeordneter für Marzahn-Hellersdorf habe ich in diesem Zusammenhang insbesondere die Anzahl der Kontrolleinsätze an der Märkischen Allee erfragt.“, so Lehmann. Erfreulicherweise liegt die Anzahl der Geschwindigkeitsmesseinsätze für die erste Jahreshälfte 2025 schon bei zehn Einsätzen – im Vorjahr waren es im gesamten Jahr 13. Lehmann hierzu: „Es bleibt zu hoffen, dass in der zweiten Jahreshälfte noch mehrere Einsätze, darunter auch nächtliche Messungen, hinzukommen. Einen Schwerpunkteinsatz gab es 2025 bisher nicht, was bedauerlich ist.“
Beliebte Rennstrecken: Märkische Allee und Rosenhagener Straße in Marzahn-Hellersdorf
Zuletzt wurde die Märkische Allee in Marzahn-Hellersdorf für Raser:innen immer beliebter. 2021 bis 2024 wurden hier insgesamt 13 illegale Rennen erfasst – mit fünf Rennen 2024 wurde auch hier ein neuer Jahresrekord erreicht. Ebenso scheint sich die Rosenhagener Straße zu einer neuen beliebten Rennstrecke etabliert zu haben. 2024 wurden hier erstmalig vier verbotene Kraftfahrzeugrennen registriert.
Amtsanwaltschaft Berlin sorgt für schnelle Strafverfolgung
„Meine ausdrückliche Anerkennung gilt im Zusammenhang mit der Verfolgung von illegalen Kraftfahrzeugrennen insbesondere der Amtsanwaltschaft Berlin, die in diesem Sommer ihr 75-jähriges Bestehen gefeiert hat. Die Schwerpunktabteilung 31, die gezielt auf verbotene Kraftfahrzeugrennen spezialisiert ist, sorgt für Tempo, Qualität und Konsequenz in den Verfahren – denn zügige Verfahren erhöhen die Abschreckungswirkung und schützen letztlich auch Leben!“, so Lehmann.