Nun lebe ich schon bald mehr als fünf Jahre in Berlin, und da erlebt man so einiges. Kenner wissen, was ich meine. Auch nach fünf Jahren kommt man aus dem Staunen über die Vielseitigkeit der Stadt nicht heraus. Wovon mag die Rede sein?, fragt sich der eine oder andere. Ich es will es aufklären! Ich rede von einer vielleicht neuen Touristenattraktion, einem Erlebnisbahnhof. Es geht um den S-Bahnhof Springpfuhl.

Ich gehe über den Helene-Weigel-Platz, um zur S-Bahn zu gelangen. Es herrscht Ruhe, schließlich ist es früh am Morgen, dazu regnet es. Am Dönerstand vorbei, ab ins Trockene. Die Treppen runter… Huch! Da steht der Tunnel unter Wasser. So ein Mist, denke ich, mein Schlauchboot habe ich im Keller gelassen. Beim nächsten Mal sollte ich mich besser vorbereiten. Nun, es nützt ja nichts, und so stapfe ich durch das kühle Nass, in dem die Zigarettenstummel ganz ruhig ihre Bahnen ziehen. Nach kurzer Zeit und mit einer Nase voll betäubenden Uringeruchs erreiche ich die Treppe. Geschwächt vom Tunnellauf steige ich diese nun hinauf, um mich erst mal auf eine dort einladende trockene Bank zu setzen. Nun ja, das hatte ich zumindest vor. Leider fehlt jedoch das Dach. Als Ersatz ist ein grünes Netz gespannt, das aber den auf den Bahnsteig niederprasselnden Regen kaum auffängt. Vielleicht ist es ein Survival-Bahnhof, mit dem man Touristen nach Marzahn locken könnte? Slogan: „Abenteuerbahnhof Springpfuhl – Kenn dein Limit!“.

Toni Richter 10/04

 

Quelle Foto: SPD Alt-Marzahn