Am Mittwoch, dem 28.10.2020, wurde am Rathaus Marzahn die Fahne für den Monat im Kampf gegen Gewalt an Frauen gehisst. Vor dem Hintergrund der aktuellen Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie sieht die SPD-Fraktion besonders hohen Bedarf zur Sensibilisierung und Enttabuisierung.
Frauen vor allem Opfer von Gewalt in Partnerschaften
Alle Menschen können Opfer von Gewalt in Partnerschaften werden. Die Statistiken des Bundesfamilienministeriums sprechen jedoch eine deutliche Sprache: Bei Sexualstraftaten sind Frauen in 98,4 % der Fälle Opfer, bei Nötigung, Stalking oder Bedrohung in 88,5 % der Fälle, bei Körperverletzung und Mord bzw. Totschlag in 79,9 % bzw. 77 % der Fälle.
„Besonders in Corona-Zeiten müssen wir ein wachsames Auge auf das Thema haben. Nachgewiesenermaßen sind die Meldungen häuslicher Gewalt angestiegen und die Beratungsangebote waren nachgefragter – bei erschwerten Arbeitsbedingungen. Wie es mit der Dunkelziffer aussieht, wissen wir ja gar nicht. Auch jetzt müssen wir darauf achten, dass alle Hilfs- und Beratungsangebote barrierefrei und niedrigschwellig zugänglich bleiben.“ so Luise Lehmann, gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion.
„Und wir brauchen dringend ein Frauenhaus in Marzahn-Hellersdorf! Bisher konnte dafür kein geeignetes Grundstück gefunden werden, aber wir müssen da weiter die Augen aufhalten. Zwar werden dann hier aus Sicherheitsgründen vor allem betroffene Frauen aus anderen Stadtteilen untergebracht, aber der Kampf gegen Gewalt an Frauen funktioniert nicht ohne Solidarität. An der Schaffung zusätzlicher Kapazitäten in Hotels durch den Senat muss bis zur Findung einer dauerhaften Lösung festgehalten werden.“ so Lehmann weiter.
Sensibilisierung und Enttabuisierung notwendig
Vielen Menschen ist nicht klar, wie groß das Leid vieler Frauen in unserer Gesellschaft nach wie vor ist. Daher braucht es weiterhin Anstrengungen, das Thema zu enttabuisieren und die Gesellschaft zu sensibilisieren. „Nach so vielen Jahren in der Politik finde ich es bedauerlich, dass wir noch immer keine nachhaltigen Lösungsansätze zur Prävention partnerschaftlicher Gewalt gegen Frauen gefunden haben.“ so Christiane Uhlich, Mitglied im Ausschuss für Sicherheit und Bürgerdienste für die SPD-Fraktion. „Einen Aktionsmonat wie diesen hat es nicht immer gegeben. Das trägt das Thema verstärkt in den Diskurs. Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft sind jedoch dazu aufgerufen, ernsthaft nach dauerhaften Präventionsmaßnahmen und Schutzräumen für junge Mädchen und Frauen zu suchen.“ so Uhlich weiter.
Besondere Rolle der Medien
Der nun anstehende „Mini-Lockdown“ birgt wieder die Gefahr steigender Zahlen häuslicher Gewalt vor allem gegen Frauen aber auch Kinder. Insbesondere die Medien – Zeitungen, Fernsehen, Radio – sind dazu aufgerufen, immer wieder über die Hilfsangebote zu sprechen, die Notfallnummern zu kommunizieren und damit allen möglichen Opfern den Zugang zu der Hilfe zu ermöglichen, die sie brauchen.
In Marzahn-Hellersdorf hat der Verein MiM seine Arbeit im September dieses Jahres aufgenommen. Der Verein richtet sich vor allem an junge Mädchen und Frauen die Opfer häuslicher oder partnerschaftlicher Gewalt sind. Unter der Nummer 0159-06779657 können Gesprächstermine vereinbart werden. Mittwochs gibt es von 10 bis 11 Uhr eine Telefonsprechstunde. Dienstags und donnerstags ist von 11 bis 12 Uhr offene Sprechzeit. Die Beratungsstelle liegt an der Marzahner Promenade 1, direkt am S-Bahnhof Marzahn, und ist von außen am Ende der Bahnbrücke zu erreichen. www.mim-ev.de